Innovation im Stadtwerk: 3 Fragen an Dr. Markus Flaute, Stadtwerke Münster GmbH

Innovation im Stadtwerk: 3 Fragen an Dr. Markus Flaute, Stadtwerke Münster GmbH

Voting geschlossen! Die sechs Nominierten für den STADTWERKE AWARD 2023 stehen fest! Wir stellen Ihnen die Projekte vor, heute: „Digital Twin“ der Stadtwerke Münster GmbH. Wer das Rennen macht, erfahren Sie auf dem VKU-Stadtwerkekongress 2023 in Köln. Wir sind gespannt, Sie auch?


Mit dem STADTWERKE AWARD werden jährlich Vorzeigeprojekte aus der Stadtwerke-Landschaft prämiert, die die Energiewelt von morgen gestalten. Rund die Hälfte der Projekte greift digitale Ansätze auf, um Prozesse von der Kundenansprache über die Bedarfsplanung bis hin zur Abrechnung und zur Steuerung von Netzen und Anlagen zu optimieren oder neu aufzubauen. Sehr aktiv zeigen sich Stadtwerke auch weiterhin bei der Entwicklung von innovativen Wärmekonzepten und Quartierslösungen sowie in der Kundenbindung und im Personalmanagement.

Die Experten-Jury des STADTWERKE AWARD hat die badenovaNETZE GmbH, die GASAG Solutions Plus GmbH, die Mainova AG sowie die Stadtwerke Lübeck Gruppe GmbH, die Stadtwerke Münster GmbH und die WSW Wuppertaler Stadtwerke GmbH für die Endrunde des STADTWERKE AWARD 2023 nominiert. Die Bekanntgabe der Gewinner und die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des VKU-Stadtwerkekongress 2023.


Projektvorstellung:

Die Stadtwerke Münster GmbH haben sich mit dem Projekt „Digital Twin“ durchgesetzt. In Münster wird die Transformation des Wärmesektors vorangebracht. Dazu wird ein digitaler Zwilling eingesetzt, der ein Abbild des Wärmemarktes in Münster abbildet. Auf dieser Grundlage wird die künftige Wärme- und Infrastrukturentwicklung in Münster simuliert. Der digitale Zwilling liefert eine gebäudescharfe Bestandsaufnahme der vorhandenen Heiztechnologien und Infrastrukturen. Auf dieser Basis werden Potenziale für die Entwicklung von Gebäuden und die Integration von erneuerbaren Energien in die Wärmeplanung deutlich. Die kommunale Wärmeplanung in Münster kann so sehr gezielt und wirtschaftlich umgesetzt werden. Das Projekt ist sehr gut übertragbar auf andere Stadtwerke und hat Vorreitercharakter für die Bewältigung der Wärmewende.

3 Fragen an Dr. Markus Flaute, Strategiemanager, Stadtwerke Münster GmbH:

 

Wärmewende und Digitalisierung stellen das Umfeld von Stadtwerken und regionalen Versorgungsunternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Es erfordert Innovation und Entschlossenheit, mit diesen umzugehen. Wie sind Sie vorgegangen, um den Auftrag kommunaler Daseinsvorsorge weiter zu erfüllen und sich gleichzeitig fit für die Zukunft aufzustellen?

Dr. Markus Flaute: „Die Aufträge der kommunalen Daseinsvorsorge in der Gegenwart zu erfüllen und sich gleichzeitig für die großen Themen der Zukunft aufzustellen, ist ein täglicher Balanceakt. Denn am Ende geht es immer um die Allokation von Ressourcen und häufig um die Abwägung zwischen wichtigen und dringlichen Themen. Um Innovationen im Unternehmen entschlossen vorantreiben zu können, braucht es aus unserer Sicht ein passendes Rahmenwerk. Daher haben wir eine klar verständliche und operationalisierbare Unternehmensstrategie 2030 erarbeitet, in deren Kontext wir Themen und Aufgaben priorisieren und Ideen bewerten und vorantreiben können. Digitalisierung und Wärmewende laufen dabei nicht nebeneinanderher, sondern sind eng miteinander verzahnt. Es geht darum, Informationen und Daten nutzbar und sichtbar zu machen, und das unter der konkreten Aufgabenstellung der Wärmetransformation. Der Digitale Zwilling verdeutlicht das auf eindrucksvolle Weise: Digitalisierung wird eingesetzt, um die ökonomisch und ökologisch richtigen und nachhaltigen Entscheidungen für die Wärmetransformation treffen zu können. Es geht also darum, die kommunale Daseinsvorsorge mit Hilfe von Digitalisierung noch besser und effizienter erfüllen zu können.“

Wenn das Ziel ist, etablierte Prozesse weiterzuentwickeln, neue Lösungen zu denken und bestehende Stärken bestmöglich zu nutzen, welche Erfolgsfaktoren sind aus Ihrer Sicht für die Umsetzung innovativer Projekte in Unternehmen entscheidend?

Dr. Markus Flaute: „Neue Ideen und innovative Projekte reichen von kleineren inkrementellen Prozessoptimierungen bis hin zu disruptiven Innovationen, die bisherige Geschäftsmodelle in Frage stellen oder sogar in direkte Konkurrenz mit ihnen treten. Um innovative Projekte zum Erfolg zu führen ist es aus unserer Sicht wichtig, dass wir in frühen Projektphasen die Generierung von neuem Wissen und Erfahrungen als unser Fortschrittsmaß begreifen. Diese sammeln wir, indem wir uns vom Status Quo lösen und Ideen entlang unseres Innovationsprozesses in Form von Prototypen oder Pilotprojekten ausprobieren. Dabei beginnt nahezu jede Idee mit einer einfachen Internetrecherche oder einem Experteninterview im Unternehmen. Die gemachten Erfahrungen und erlangten Erkenntnisse kommunizieren wir transparent im Unternehmen und werben so für Akzeptanz. Denn insbesondere die Akzeptanz ist der Schlüssel dafür, dass innovative Ideen auch tatsächlich in die Umsetzung kommen. Das gilt z.B. auch für unser innovatives Projekt Digitaler Zwilling: Methode und Ergebnisse müssen mit den relevanten Fachabteilungen abgestimmt werden, damit eine Akzeptanz erreicht wird, und die Ergebnisse tatsächlich bei der Umsetzung der Wärmetransformation einen Mehrwert bieten können.“

Und wo fängt man nun an? Haben Sie Tipps, wie Unternehmen in puncto Innovation vom Reden ins Tun kommen?

Dr. Markus Flaute: „Unser Tipp ist recht simpel. Versuchen Sie neue Ideen und Themen nicht zu weit in der Theorie zu durchdenken, sondern beginnen Sie mit einer Umsetzung in kleinen Maßstäben. Durch regelmäßige Feedbackschleifen und fest definierte „Gates“ können Sie vermeiden, sich in einer Idee zu verrennen. Es muss nicht immer sofort die 100% Lösung angestrebt werden, sondern es reicht zu Beginn auch, sich mit 80% zufrieden zu geben. Innovationen und innovative Ideen brauchen Zeit für ihre Umsetzung, und die letzten 20% können sich immer noch auf dem Weg einstellen. In der Innovation sind gescheiterte Ideen keinesfalls etwas Schlechtes. „Denn wirklich innovativ ist man nur, wenn mal etwas danebengegangen ist“ (Woody Allen).“

Wir bedanken uns für das Interview!

Dr. Markus Flaute

Markus Flaute hat an der Universität Münster Volkswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Energiewirtschaft, Controlling und Unternehmenskooperation studiert. Von 2014 bis 2022 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der GWS in Osnabrück beschäftigt. Seine Forschungsschwerpunkte und Interessen lagen im Bereich der angewandten energiewirtschaftlichen Modellierung sowie der modellgestützten Analyse ökonomischer und energiewirtschaftlicher Wirkungen von energiepolitischen Instrumenten und Maßnahmen. Seit 2022 ist er als Strategiemanager bei den Stadtwerken Münster beschäftigt und betreut dort u.a. das Umsetzungsmanagement der Strategie 2030 sowie Projekte zur Wärmetransformation.

Markus Flaute
Strategiemanager

Die Bekanntgabe der Gewinner und die Verleihung des STADTWERKE AWARD 2023 findet auf dem VKU-Stadtwerkekongress am 26. und 27. September 2023 in Köln statt.

VKU-Stadtwerkekongress 2023 - Verstehen. Verbinden. Vernetzen.

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Teaserbild Mediathek © Stadtwerke Münster GmbH
Foto Dr. Markus Flaute © Stadtwerke Münster GmbH

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