Interview mit Wärmewende-Experte Dr. Andreas Langer

Interview mit Wärmewende-Experte Dr. Andreas Langer

Die Transformation des Wärmemarkts ist ein zentraler Baustein, wenn es darum geht, die Klimaziele in Deutschland zu erreichen. Denn allein die Wärme- und Kälteversorgung verbraucht über 1 Milliarde kWh, also circa 50 Prozent, des gesamten Endenergieverbrauchs hierzulande. Was das für Energieversorgungsunternehmen bedeutet und wie Deloitte die große Transformation unterstützt, beantwortet Dr. Andreas Langer, Wärmewende-Experte bei Deloitte. Sponsored Post von Deloitte GmbH

Wie kann man die derzeitige Situation im Wärmesektor zusammenfassen?

Andreas Langer: Die gesamte Energiewirtschaft steht vor einer großen Transformationswelle. Wenn wir bislang von der „Energiewende“ gesprochen haben, meinten wir damit eigentlich eine „Stromwende“, also die Dekarbonisierung der Stromerzeugung. Die Wärmewende ist jedoch noch umfassender, denn sie betrifft in Deutschland nahezu alle: private Haushalte, die Industrie mit ihrer eigenen Wärmeerzeugung und natürlich die Energieversorger mit ihren bestehenden Geschäftsmodellen.

Die Politik hat erkannt, dass der Wärmesektor zügig dekarbonisiert werden muss, um die Klimaziele bis 2045 zu erreichen. Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde im vergangenen Jahr intensiv um das sogenannte „Heizungsgesetz“ diskutiert und entsprechende regulatorische Grundlagen geschaffen, wie zum Beispiel durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) oder das Wärmeplanungsgesetz.

Welche Auswirkungen haben die Gesetze und Zielvorgaben auf die Unternehmen der Energiewirtschaft?

Andreas Langer: Die Auswirkungen auf die Energieversorgungsunternehmen sind beachtlich. Allein 40 Prozent des CO2-Austoßes wird durch die Wärmeversorgung – primär mit Gas – verursacht. Energieversorgungsunternehmen, insbesondere solche mit einer eigenen Erdgasversorgung, stehen daher vor einem fundamentalen Transformationsbedarf und müssen ihr bestehendes Asset-Portfolio in den Bereichen Strom, Gas und Fern-/Nahwärme sowie teilweise auch den Vertrieb grundlegend neu ausrichten.

Die Unternehmen stehen dadurch unter dem immensen Druck, Investitionen in Milliardenhöhe zielgenau platzieren zu müssen, um zukunftsfähig zu bleiben.  Die künftigen Geschäftsmodelle sollten dabei ganzheitlich, über alle Wertschöpfungsstufen (Erzeugung, Netz, Vertrieb etc.) und Sparten (Strom, Gas, Wärme, Wasserstoff etc.) hinweg gedacht werden. Um langfristig eine nachhaltige und kosteneffiziente Wärmeversorgung für private und industrielle Kund:innen anbieten zu können, müssen Nachhaltigkeitsplanung und Wirtschaftlichkeit Hand in Hand gehen.

Wie kann Deloitte dazu beitragen, dass die Transformation im Rahmen der Wärmewende gelingt?

Andreas Langer: Zwei Aspekte sind dafür von entscheidender Bedeutung: Erstens müssen die bisherigen Gas-Assets bis zum Ende ihrer Nutzungsdauer einen maximalen Beitrag zur Innenfinanzierung der Transformation beitragen. Die dafür zur Verfügung stehenden regulatorischen Instrumente (u.a. „KANU“, die „Festlegung von kalkulatorischen Nutzungsdauern von Erdgasleitungsinfrastrukturen“) sollten gezielt ausgeschöpft werden.

Zweitens muss sichergestellt werden, dass das neue Asset-Portfolio dem zukünftigen lokalen Bedarf gerecht wird und die Finanzierung gesichert ist. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die angedachte Transformation trotz Fachkräftemangel auch operativ umgesetzt werden muss. Diese gelingt nur, wenn die dafür notwendigen Kompetenzen und Verantwortlichkeiten gebündelt der Größe der Herausforderung sparten- und bereichsübergreifend gerecht werden.

Bei beiden Aspekten unterstützen wir die Energieversorger, indem wir zum Beispiel, gemeinsam mit ihnen, die Asset-Strategie und das Asset-Zielportfolio ableiten, das Target Operating Modell für die Zusammenarbeit von Technik, Regulierungsmanagement und kaufmännischer Steuerung ausgestalten oder die mittel- bis langfristige Unternehmensplanung mit Blick auf den regulatorischen Rahmen erstellen. Seit rund zwei Jahren stellen wir verstärkt fest, dass viele Unternehmen aufgrund der hohen Komplexität der Wärmewende die Unterstützung in unterschiedlichen Handlungsfeldern gezielt suchen.


Am 3. und 4. September sind wir Teil des VKU-Stadtwerkekongress 2024 in Hannover und freuen uns über Ihren Besuch – an Stand 30!

Vereinbaren Sie gern vorab ein Gespräch mit Herrn Langer: anlanger@deloitte.de


Sie haben noch Fragen?

Andreas Langer
Partner & Leader Energy, Resources & Industrials (RA)

Noch mehr? Folgen Sie uns in den sozialen Netzwerken!

Teaserbild Mediathek © Deloitte GmbH
Foto Dr. Andreas Langer © Dr. Andreas Langer

Das könnte Sie auch interessieren

Im heutigen dynamischen Marktumfeld stehen Energieversorgungsunternehmen vor erheblichen Herausforderungen. Die Wechselbereitschaft von Kundinnen und Kunden hat nach der Energiekrise, verstärkt durch Vergleichsportale wie Verivox und Check24, einen Höchststand erreicht. Daher setzen viele Energieversorger auf Kundenzentrierung, um Abwanderungen entgegenzuwirken und unabhängiger von Preisvergleichen zu werden. Sponsored Post von moveXM GmbH

Die Energiewende in Deutschland erfordert außerordentliche Investitionen in verschiedenen Bereichen für ein funktionsfähiges Gesamtsystem. Gleichzeitig soll die Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen sichergestellt werden. Es gilt also, die richtigen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für Investitionen und die damit verbundenen Finanzierungen zu schaffen, um die Energiewende zu ermöglichen.
Sponsored Post von EWE Aktiengesellschaft